Jennifer Brachmann und ihr Modelabel "BRACHMANN Post-Classical Menswear" haben einen festen Platz in der hallischen Design-und Modewelt und darüber hinaus. Zeit für mich, sie endlich mal persönlich kennenzulernen! Also habe ich sie nach der Berliner Modewoche in Ihrem Studio in Halle besucht und mit Ihr zwischen Kundschaft und Kaffee über Gott und die Welt und natürlich Ihre neue Kollektion geredet. Dieses zauberhafte Gespräch möchte ich Euch (ja, ihr meine lieben Leser) natürlich nicht vorenthalten:


1. Du hast Architektur in Dresden und Mode-Design an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle studiert. Wann ist Dir der Gedanke gekommen, ein Herrenmode-Label zu gründen?

Während und nach meinem Designstudium an der Burg. Meine letzten beiden Kollektionen im Studium waren schon Herren-Kollektionen. Dabei ist mit klar geworden, dass die Herrenmode mehr durch Klassiker geprägt ist als die Damenmode. Zugleich haben sich aber die Zeiten in der Herrenmode geändert, sodass auch die Männer sich jenseits der immer gleichen Klassiker zunehmend modisch kleiden wollen. Das Label habe ich dann zusammen mit meinem Partner, Olaf, auf der Grundlage der Ideen aus meiner Diplomarbeit aufgebaut. Dazu gehört ja zum einen ein Kollektionskonzept und zum anderen auch ein Geschäftsmodell, das auf dem Kollektionskonzept beruht. Die Idee hinter dem Label ist es neben der Maßanfertigung, die Klassiker der Herrenmode durch die Übertragung von Designprinzipien aus der Architektur zu modernisieren und dabei durch neue Schnittlösungen immer wieder neu zu interpretieren, eben post-klassische Herrenmode zu entwerfen.

2. Warum war es gut für Dich, nach dem Studium erst mal in Halle zu bleiben?

Wir haben das Label nach und nach parallel zu einem Atelier aufgebaut, mit dem ich mich gleich nach dem Studium, im Januar 2011, in Halle selbstständig gemacht habe. Die Selbstständigkeit in Form eines Ateliers oder eines Labels ist dabei oftmals die einzige Möglichkeit, als Modedesignerin zu arbeiten, weil auf dem Arbeitsmarkt sehr viele, sehr gut ausgebildete Absolventen von Modeschulen um sehr wenige, schlecht bezahlte Stellen konkurrieren. Ich habe dann parallel zum Aufbau eines Ateliers an der Ausarbeitung eines Labelkonzeptes und einer ersten Kollektion gearbeitet, die ich dann im  Januar 2014 auf der Mercedes-Benz Fashion Week zeigen konnte. Für diese Startphase war Halle gut geeignet, weil ich mich in vertrauter Umgebung auf das Wesentliche konzentrieren konnte, weil ich vom Studium her hier ein sehr gutes Unterstützungs-Netzwerk in der Kreativszene habe, weil ich durch die Unterstützung der HWG eine gute Kostenstruktur habe, und schließlich auch, weil die Kunststiftung Sachsen-Anhalt im Jahr 2013 die Arbeit an einer neuen Kollektion mit einem Stipendium unterstützt hat. Es war in der Startphase
eine unternehmerische Entscheidung für Halle, die auch aufgegangen ist.

3. Was rätst Du jungen Kreativen, die gerade frisch von der Uni kommen?

Ich glaube es ist gut, während des Studiums aus sich selbst heraus ein eigenständiges gestalterisches Konzept zu entwickeln, mit dem man sich identifiziert und das man anschließend weiter verfolgen, ausbauen und verfeinern kann. Und dann sollte man den Weg Schritt für Schritt zu gehen und sich nach jedem Schritt fragen, will ich das wirklich, will ich die Selbstständigkeit, will ich mich ohne Chef verwirklichen, aber mit all den Risiken, wo stehe ich gerade, ist das noch das Konzept und wie reagiert der Markt, und was ist als Nächstes zu tun. Außerdem sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man ein Unternehmen gründet und es sich eben auch im unternehmerischen und nicht nur im kreativen Sinne zu behaupten gilt. Dabei ist ein Partner, dem man voll und ganz vertraut, sehr hilfreich.

4. Manchmal hat man das Gefühl die Mode überholt sich selbst. Während wir gerade die Trends der aktuellen Saison im finalen Sale shoppen, hast Du vor wenigen Wochen die Frühjahr / Sommer - Kollektion 2015 auf der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin gezeigt. Kannst Du mir etwas über die neue Kollektion erzählen? 

Meine Kollektionen basieren auf einem Ansatz, der Zeitlosigkeit und damit Nachhaltigkeit favorisiert. Ausgangspunkt sind immer die Klassiker, die ich durch neue Schnittlösungen immer neu variiere. Die Kollektionen variieren dadurch zum einen durch die neuen Schnitte und Formen, die im Entwurfsprozess entstehen, zum anderen gewinnt die Kollektion immer einen ganz bestimmten Ausdruck, je nachdem welche Klassiker als Inspirationsquelle dienen. In der neuen Kollektion dominieren zum einen die formalen Klassiker Cutaway, Anzug, Hemd und Weste, wodurch auch festliche oder new-fomal Looks in einer minimalistischen Eleganz zu finden sind. Zum anderen beziehe ich aus den sportlichen Klassikern Norfolk-Sakko, Riding-Breeches und Trenchcoat Inspiration, wobei sehr coole, avantgardistisch-sportliche Looks entstehen. Und schließlich können je nach Saison Lösungen, die sich bewährt haben, in unterschiedlichen Stoffen und Farben realisiert werden. Das sind dann meine neuen postklassischen Klassiker. So wirkt z.B. ein Anzug in blau schimmernden Leinen völlig anders als in einer blauen Wolle, obwohl ich den Schnitt für die neue Kollektion nur etwas angepasst habe.

5. Die Architektur ist Deine Hauptinspirationsquelle. Welche Elemente fließen ebenfalls in Deine Kollektionen ein?

Die Architektur inspiriert mich vor allem durch die modulare und die funktionale Gestaltungstechnik. So betrachte ich die einzelnen Klassiker wie einen Baukasten an unterschiedlichen Modulen, die ich dann frei untereinander kombiniere. Bei der Ausarbeitung von neuen Formen, die mich in diesem Prozess überzeugen, orientiere ich mich dann am Bauhaus, also an einer schnörkellosen, ornamentlosen, minimalistischen Ästhetik. Dann geht es darum, die neuen Formen durch minimalistische Gestaltungsmittel wie zum Beispiel subtile Farbkontraste, Trennungsnähte etc. in Szene zu setzen. In diesem Frühjahr haben mich die von bmf Architects und Olaf Nicolai rekonstruierten und neu interpretierten Meisterhäuser am Bauhaus in Dessau sehr beeindruckt, an denen man die Weiterentwicklung der funktionalen Formensprache sehen kann. Neben der Architektur gucke ich mir dann auch verschiedene Trends an, die ich dann in meinen Gestaltungsansatz übersetze. Welche Klassiker werden wieder en vogue, was machen die Stoffhersteller, welche Materialien, welche Farben, welche Qualitäten kommen auf. Außerdem inspirieren mich Farbstimmungen, die mir überall im Alltag begegnen. Und dann gibt es natürlich noch all die Einflüsse aus der Gesellschaft, von denen ich noch nicht einmal ahne, dass sie mich beeindrucken.


6. Wie passen für Dich die hallische Mode- und die hallische Architekturszene zusammen? Siehst Du Gemeinsamkeiten? 

Halle hat in der Architektur eine sehr interessante, komplexe und weit zurückreichende Tradition. Weil Halle den zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden überstanden hat, sieht man noch die mittelalterliche Stadtstruktur, und viele verschiedene Bauepochen und –stile stehen nebeneinander, wie etwa am Uniplatz Renaissance, Werkbund, Neoklassizismus und die im Bauhausstil gehaltenen neuen Unigebäude. Halle-Neustadt finde ich als Planstadt wegen der dahinter stehenden Bauhausgeschichte ungemein spannend. Und wenn man von Ha-Neu über die Hochstraße nach Halle fährt, die fünf Türme, die Franckeschen Stiftungen, eine gotische Kirche, Gründerzeithäuser, DDR-Platten und die Bausünden der neunziger Jahre an sich vorbeiziehen zieht, hat man den Eindruck, in einer Großstadt zu sein. Schließlich fallen mir als aktuelle Architekten noch das Büro Dietzsch & Weber ein, die sehr spannende Projekte machen. Die hallische Modeszene ist, gemessen an den vielen Absolventen der Modeklasse seit Anfang der 90er Jahre, gefühlt leider sehr klein. Aber in der letzten Zeit haben sich ein paar Label in Halle gegründet, was Anlass zur vorsichtigen Hoffnung gibt. Der erste konkrete Berührungspunkt zwischen Mode und Architektur ist aus meiner Sicht, dass die Grundlagenausbildung an der Burg, die auch die Modedesignstudenten durchlaufen, sehr stark durch das Bauhauskonzept geprägt ist und dass man in Halle überraschend viel Bauhausarchitektur findet, z.b. einige Villen in Kröllwitz. Weil leider so wenige Burg-Absolventen in Halle bleiben, sich so wenige Architekten in Halle niederlassen und hier auch wenig gutes Neues gebaut wird, gibt es aus meiner Sicht aktuell auf einer Arbeitsebene aber kaum Berührungspunkte zwischen Architekten und Modedesignern. Der letzte Neubau,  der mir gefallen hat, ist der Museumsneubau der Moritzburg. Das ist ein spannender Umgang mit Räumen, Licht und Perspektive.

7. Auch für Dich folgte diesen Sommer der Umzug nach Berlin. Ein logischer Schritt auf die positive Resonanz nach der Show im Januar?

Nach der der tollen Resonanz auf unsere Debütshow im Januar auf der Mercedes-Benz Fashion Week und auf unsere Präsenz im Green Showroom haben wir uns im Label zunächst dazu entschieden, in den Lola-Rennt-Rhythmus der Mode einzusteigen, also jedes Jahr zwei Kollektionen zu präsentieren. Dann stellte sich uns eine Reihe von Anschlussfragen, die uns zu der unternehmerischen Entscheidung geführt haben, nach Berlin zu gehen, weil wir dort bessere Bedingungen für die weitere Entwicklung unseres Labels sehen. Aber man muss klar sehen, dass es eine unternehmerische Entscheidung ist, weil damit auch Risiken verbunden sind.

8. In Bezug auf das Unternehmen, ist der Umzug eine vorübergehende oder endgültige Entscheidung?

Den Geschäftssitz zu verlagern ist schon eine große und auch kostspielige Entscheidung, mit der wir dann wahrscheinlich eine Weile leben werden. Wohin die Entwicklung uns und das Label führen wird, wissen wir natürlich nicht. Der Umzug nach Berlin ist aber kein endgültiger Abschied von Halle. Das Atelier hier werde ich behalten, um meine hiesige Kundschaft zu bedienen, und auch mit unseren Schneiderinnen und Partnern werden wir weiter kooperieren.

9. Welche Vorteile und Entwicklungsmöglichkeiten siehst Du für das Label in DER deutschen Modehauptstadt vom jetzigen Standpunkt aus?

Jeder Standort hat Vor- und Nachteile. Wir denken, dass Berlin der nächste Entwicklungsschritt für unser Label ist, weil wir hier bessere Vernetzungsmöglichkeiten haben. In Berlin laufen viele Fäden des Modenetzwerks zusammen, hier sind Agenturen, Zeitschriften, Journalisten, Stylisten und natürlich viele andere Designer. Daneben gibt es in Berlin eine Wirtschaftsförderung, die ganz spezifisch auf die Bedürfnisse von Modelabels abgestimmt ist. Das ist in Deutschland ganz einmalig. Darüber hinaus ist natürlich der Markt für unsere Designs viel größer. Und was wir inzwischen gelernt haben und ganz wichtig finden, in Berlin existiert eine gewisse Affinität für Mode, jedenfalls gibt es viele Leute, die Mode als ein Kulturgut betrachten und als Wirtschaftsfaktor und Unternehmensmodell ernst nehmen. Aus leidiger Erfahrung muss ich sagen, dass das nicht überall in Deutschland so ist.

10. Nach der Fashion Week ist vor der Fashion Week. Wie geht es weiter, was sind Deine Pläne für die nächste Zeit?

Naja, zunächst den Umzug nach Berlin bewältigen und mit dem Atelier dort voll arbeitsfähig werden. Dann produzieren wir gerade die Designs für die Herbst/Winter-Kollektion vor. Anfang September geht es auf die Stoffmesse nach München, wo wir uns über Stoffe, Materialien, Qualitäten, Farben für die neue Herbst/Winter-Kollektion 2015/16 informieren und inspirieren lassen wollen. Und danach müssen wir schon langsam wieder an die nächste Kollektion, die nächste Show und die nächste Messe denken. Im Moment denken wir darüber nach, im Januar auf eine Messe nach Paris zu gehen.


Liebe Jennifer, vielen Dank für Deine Zeit und ganze 3 Tassen Kaffee (das habe ich vor lauter Aufregung vergessen zu sagen). Die Zeit verging wie im Flug und hat ne´ Menge Spaß gemacht. Ich wünsche Dir und Deinem Partner für die Zukunft alles Liebe und viel Erfolg!


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Nachdem ich den letzten Monat wunschlos glücklich durchlebt habe und ich es jetzt kaum glauben und mich am liebsten solange es geht sträuben mag, ist es nun doch so weit: der Herbst ist näher als der Frühling! Zumindest war das mein Gefühl, als es mich heute fast vom Fahrradsattel gewedelt hat. Nicht dass ich es nicht geahnt hätte. Ein-, zweimal stand ich schon tropfnass in der Wohnungstür, überrascht von einem spätsommerlichen Regenschauer auf dem Weg nach Hause. Aber erst heute Abend war es auf meinem Drahtesel so richtig ungemütlich! Es ist also tatsächlich Zeit, die Garderobe für kühlere Tage herzurichten. Hier also meine TOP 6 Hüte, wobei ich gestehen muss, dass es der rote Borsalino-Hut von Pimkie schon in meine Einkaufstüte geschafft hat!

Fedora-Filzhut rosa - Asos
klassischer Fedora dunkelgrau - Catarzi via Asos
Brixton Wool Hat taupe - Nasty Gal
Wollhut grau - H&M
Wollhut schwarz - & other stories
Borsalino-Hut dunkelrot - Pimkie
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New In: VooStore

5. August 2014


So knapp die Zeit in Berlin auch war - zum Shoppen hatte ich mir ein paar Minuten frei gelaufen. Auf nach Kreuzberg zum VooStore. Und es hat auch wirklich nicht länger gedauert. Habe mir die Sachen online schon ausgesucht. Mit dabei u.a. ein Hemd von Brooklyn We Go Hard (BWGH). Klingt amerikanisch ist aber französisch! Ein cooles Label mit entspannter Menswear, 2010 von zwei Pariser Freunden gegründet, die auch mal auf Mädchen getrimmt werden darf. Also rein jetzt in den Laden, Objekte der Begierde schnappen, bezahlen und fertig! Wieder zu Hause hab ich das gute, blumige Stück gleich ganz mädchenhaft zum Tanzen in den Springbrunnen ausgeführt…

Shirt - BWGH via VooStore
Rock - Ann Christine via Mom´s Closet
Tasche - Primark
Schuhe/ Sunnies - H&M
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